Taleinwärts

Machen Sie mit uns (gedanklich) eine Fahrt von Bludenz zum Arlbergpass – mit dem Auto oder mit dem Zug:

Eine Fahrt durch das Klostertal - taleinwärts

Mit dem Auto

Unsere Fahrt durchs Klostertal führt uns von Westen nach Osten, Süden ist rechts und Norden ist links. Sie ist fast wie eine geologische Fahrt durch mehrere Millionen Jahre Erdgeschichte.

Kaum, dass wir Bludenz verlassen haben, präsentiert sich im Norden die südliche Flanke der Klostertaler Alpen mit den mächtigen Gipfeln Gamsfreiheit und Weißes Rössle. Der beherrschende Gipfel ist allerdings der Roggelskopf. Er ragt wie ein Alleinherrscher in die Höhe.

Karl Blodig hat 1905 seinen Eindruck folgendermaßen festgehalten:

Wenn wir vom Strande des Bodensees nach dem Arlberge reisen, so fällt uns nach kurzer Fahrzeit durch den inneren Walgau eine steile, schön geformte Felspyramide auf, welche hinter Bludenz zur Linken der Arlbergbahn gänzlich isoliert aufragt. Bis über Dalaas hinein begleitet uns die markante Erhebung, welche im Panorama aller Höhen der westlichen Ferwallgruppe eine der hervorragendsten Erscheinungen bildet.

Geologisch ist das sehr interessant: Man kann die zum Tal parallel verlaufende Schichtung im Hauptdolomit von Bludenz bis Dalaas verfolgen.

Es handelt sich hier um die sedimentäre Schichtung, zugleich erkennen wir aber auch den Gebirgsbau. Das kristalline Grundgebirge im Osten, Richtung Arlberg, ist durch einen V-Einschnitt zwischen Roggelskopf (2284 m) im Norden und Schwarzhorn (1883 m) im Süden zu erkennen. Hier handelt es sich zwischen Innerbraz und Dalaas um eine deutliche Talverengung auf einer Länge von ca. 1,5 km. Ab etwa Schmiedtobel öffnet sich das Tal wieder.

Bis knapp vor Dalaas sind wir rechterhand im Banne der Fallbachwand.

Vor uns an der rechten Talkflanke erkennen wir schon ab Dalaas mildere Gebirgsformen. Es handelt sich schon um die kristallinen Unterlage der Nördlichen Kalkalpen um das Kristallin des Silvretta-Kristallins. Weit vor uns kann man den Burtschakopf erkennen. Dieser Gipfel gehört schon zum Silvrettakristallin.

In Dalaas befindet sich südlich, etwas nach dem Kristbergsaal, eine riesige Rutschung mit einer ganz charakteristischen Form. Bevor wir Dalaas verlassen, fahren wir über einen eigenartigen kleinen Buckel. Es handelt sich hier um einen naturbelassenen Murschuttkegel des Klemmetobels. Der Straßenbau hat sich hier angepasst. Im Süden sind die Hänge stark bewaldet. Im Norden ist der nordalpine Charakter der Klostertaler Alpen auffallend.

Nach Wald am Arlberg öffnet sich das Tal wieder und Außer- und Innerwald zeigen ein anderes flächigeres Besiedlungsbild.

Ab Wald taucht plötzlich im Süden der zweite dominante Gipfel des Klostertales auf, der Burtschakopf, 2244 m. Er begleitet uns wie ein Wächter bis nach Klösterle. In Wald durchfahren wir von Westen nach Osten die Murschutt-Schwemmkegel des Radonatobels, Stelzistobels, Glongtobels und beim Kraftwerk Spullersee in Innerwald des Spreubaches. Die Kaltenberghütte liegt vor uns hoch oben deutlich sichtbar. Bei guten Bedingungen ist die Sicht von der Kaltenberghütte bis zum Bodensee möglich.

Nach Klösterle-Danöfen fahren wir an der Hangbrücke Wilden vorbei, deren Linienführung harmonisch den Geländeformen im Süden angepasst wurde. Plötzlich erkennen wir vor uns Klösterle im Talboden mit dem roten Kirchturm.

Die komplizierten Verfaltungen in den Kalken und Dolomiten des Schnauzlberges und der Blisadona nördlich von Klösterle entgehen nicht unserer Aufmerksamkeit. In der Ortsmitte zieht die Wäldletobelbrücke die Sicht auf sich. Der Murschutt-Schwemmkegel des Großtobels östlich von Klösterle ist schon von Weitem erkennbar.

Nach Langen am Arlberg fahren wir über den Murschutt- und Felssturzkegel des Großtobels. In Langen befinden sich die Sehenswürdigkeiten auf engstem Raum. Ein Rundgang vom Bahnhof aus lohnt sich.

Zwischen Langen und Stuben sind wir im Banne der hochalpinen Gipfeln der Klostertaler Alpen und der Flexenstraße. Auch der Arlberg kündigt sich mit den kalkalpinen und kristallinen Gipfeln an.

Richtung Arlberg wird es ab Stuben steil. Nach 5 Kehren ab dem Posteck bekommen wir den vollen Blick über den Arlberg nach Osten. Das kritische und sehr schöne Straßenstück befindet sich zwischen Stuben und Rauz . Hier fahren wir ein kurzes Stück an den Kalkgesteinen der Lechtaler Alpen vorbei. Ab Rauz befinden wir uns bis zur Passhöhe in den kristallinen Gesteinen des Verfalls.

Knapp östlich von Rauz wurde beim Bau des Arlberg-Straßentunnels ein Steinbruch angelegt. Dieser Steinbruch hat durch den Abbau und Entfernen vom Moränenmaterial Gletscherschliffe offengelegt, welche bei langsamem Fahren sehr gut erkennbar sind.

Am Pass treffen wir steilstehende kristalline Gneise an und können die östlichen Gipfel des Verfalls erkennen.

Mit dem Zug

Diese Fahrt von Westen nach Osten hinauf auf den Arlberg ist eine andere als die eben erwähnte. Eine andere Perspektive und auch die langsamere Fahrt spielen eine Rolle.

Zunächst genießen wir den Blick ins Montafon. Der Steinbruch Lorüns scheint größer zu sein. In der Ferne können wir wieder die Tschagunser Mittagspitze (2168 m) erkennen. Die Kulisse der Gamsfreiheit mit dem Roggelskopf – dem scheinbaren Wächter des Klostertales – wirken anders und mächtiger auf uns als vorhin. Wir sind noch in Talbodennähe und die Kapelle von Bings ist zum Greifen nahe.

Die Murschutt-, Schwemmkegel haben ihr Aussehen bei der Bergfahrt geändert. Wir fahren mit geringerer Geschwindigkeit hinauf. Plötzlich erscheint ein eigenartiges geografisches und geologisches Bild. Durch einen spitzwinkeligen V-Schnitt von Roggelskopf im Norden, Davenna im Süden (beide kalkalpine Gesteine) erkennen wir im Osten vor uns die kristallinen Hänge Mutjöchle-Mittagstein südlich von Dalaas.

Die relativ milde Form, die Gleichmäßigkeit und die dichte Bewaldung weichen von Gesteinen der Kalkalpen ab. Je näher wir heranfahren, umso mehr öffnet sich dieser Winkel, und wir haben die kristallinen Hänge des Verwalls vor uns, wo sich der Kristbergsattel mit 1846 m Höhe südlich von Dalaas befindet.

Auch bei der Bergfahrt fällt auf, in welcher steilen Talflanke die Bahnstrecke eingemeißelt ist. Die Gefährlichkeit und Wildheit der Tobel unter uns ist augenscheinlich.

Wir verlassen wieder die steilen Wände der Davenna mit dem Gipfelkreuz auf 1881 m. Plötzlich taucht wieder die Kirche St. Oswald von Dalaas aus. Der Ortsteil Winkel im Süden von Dalaas ist auf die Murschutt- Schwemmkegel von Rotrüfitobel, Leuistrich, Winkeltobel aufgeteilt.

Beim Herannahen wirkt der Burtschakopf immer größer. Aus westlicher Richtung ist der Rutschhang Paluda, welcher fast bis zum Talboden herunterreicht deutlicher erkennbar.

Es dauert nicht lange und wir haben wieder die Kirche von Außerwald rechts unter uns. Vom großen Speisewagen sieht man die Rohrleitungen des Kraftwerkes Spullersee zwischen Grafenspitz (1871 m) – Dürrenberg im Norden, und Krafthaus Spullersee in Innerwald im Süden.

Wegen ihrer herrlichen Lage können wir weit vor uns hoch oben die Kaltenberghütte auf 2089 m Höhe erkennen. Sie ist auch vom Bahnhof Langen erreichbar.

Nach dem nun folgenden Blisadonatunnel haben wir den Bahnhof Langen am Arlberg erreicht. Es lohnt sich dem weiterfahrenden Zug nachzuschauen. Wenn der Zug im Tunnel verschwunden ist, sehen wir das westliche, denkmalgeschützte Portalbauwerk des Arlberg-Eisenbahntunnels.